Endlich komme ich mal dazu, etwas in meinen Blog zu schreiben. Hatte ehrlich gesagt in der ersten Woche andere Dinge zu erledigen, denn wenn man die ersten Tage zusammen fassen will, dann kann man sagen, dass ich nicht gerade vom Glueck verfolgt worden bin. Aber auch nicht vom Pech, was ja auch schon mal viel Wert ist in Afrika. Dazu aber spaeter mehr und der Reihe nach:
Der Flug war klasse. South African Airways bietet ausreichend Platz und das On-Board-Entertainment ist vorbildlich (jeder Sitz mit eigenem Monitor und Konsole, so dass jeder individuell waehlen kann aus einer Auswahl von Musik, Spielen und mehreren Filmen). Sogar 3 Stunden Schlafen waren moeglich. Aber in Kapstadt angekommen war es dann vorbei mit dem Glueck.
Eigentlich sollte mich das Oberhaupt der Gastfamilie abholen. Aber Pustekuchen. Er hatte einen Backpackerbus organisiert, der mich mitnehmen sollte. Prinzipiell kein Problem, aber wir mussten dann noch ueber eine Stunde warten bis wir alle zusammen hatten und loskonnten.
Als wir dann so gegen 7.30 a.m. an dem Apartment-Block angekommen sind
(auf dem ersten Blick so eine Kategorie "naja". Aber "in ist was drin ist". Hoffte ich zumindest.), hatte ich gedacht, dass der gute Fahrer wusste, wohin ich muss. Er kannte allerdings nur die Adresse und nicht den Namen. Ich wiederum kannte nur den Vornamen Malcolm, welcher wiederum sicherlich nicht auf der Klingeln eines grossen Apartmentblocks stehen wuerde. Also haette ich morgens frueh mit dem gesamten Gepaeck auf der Strasse gestanden. Tolle Vorstellung! Also habe ich dem Fahrer klargemacht, dass ich hier nicht alleine stehen bleibe werde und dass er bei seiner Zentrale nachfragen soll, wer denn bitte schoen der Auftraggeber war. Letztendlich hatte er dann auf seinem Zettel noch die Apartmentnummer gefunden, welche wiederum auch auf der Klingel stand. So kam ich dann zumindest rein in die Apartment Anlage.
Ich also mit Sack und Pack die Treppen rauf und mich empfingen Graham (der Bruder von Malcolm), die Grandma (schoen im Frottee-Bademantel), ein kleines Kind namens Sella und zwei Katzen. Das ist also meine afrikanische Gastfamilie.
Und die Wohnung? Ich wuerde sie mal als seeehr einfach bezeichnen. Mein Zimmer ist dagegen noch ganz gut eingerichtet. Wobei gut natuerlich relativ ist. Jede Jugendherberge in Deutschland ist besser ausgestattet. Zum Beispiel funktionieren von 3 Lampen im Zimmer gerade mal eine. Und mein Schreibtisch ist kurz vor dem Durchrosten.
Ich hatte mir also die 3 neuen Gesichter eingeprägt, da ging dann noch eine Türe neben dem Wohnzimmer auf und eine 4 Person ging in Badelatschen, Short und Handtuch über der Schulter Richtung Badezimmer. Er stellte sich als Wanince (oder so ähnlich) aus Tansania vor, der hier in Kapstadt studiert und auch bei meiner Gastfamilie wohnt. Da waren wir also schon (mit Malcolm , der ja auch irgendwann noch auftauchen sollte) zu sechst in dieser bescheidenen Behausung. Und auf einmal Stand dann auch noch Lizz in der Wohnung (mit seiner Wohlmütze hat er mich irgendwie an Tom Gerhardt erinnert). Ein Freund von Graham, der mich gleich zur Schule begleiten sollte, weil Graham jetzt dringend weg mußte. Wenn Euch jetzt die ganzen Namen verwirren sollten. Macht nix, Ihr seit in guter Gesellschaft. Ich kam mir auch vor wie in einem Taubenschlag.
Na ja, aber jetzt erst mal auf zur Schule. Bin gespannt, wie die Schule sein wird. Werde dort schließlich die nächsten 2,5 Monate verbringen.
Und was soll ich sagen, irgendwie scheint das auf den ersten Blick auch nicht das große Los zu sein.
Die Schule ist nicht sehr groß, die Räumlichkeiten sind einfach eingerichtet & teilweise auch schon ein Tag älter und das Back-Office (wo ich nachher arbeiten werde), besteht aus einem ca. 15qm großen Büro, wo wir dann zu dritt drin sitzen werden.
Meine Klasse besteht komplett aus Arabern (wie zurzeit übrigens alle Schüler, da sie von Ihrer Firma aus Saudi-Arabien für 9 Monate nach Kapstadt geschickt wurden, um Englisch zu lernen) und wir haben am ersten Tag direkt einen Test geschrieben. Obwohl ich verständlicherweise nicht ganz ausgeschlafen war, war ich dann doch doppelt so schnell wie alle anderen. Na das kann ja heiter werden.
So gegen 12.30 Uhr war dann der erste Schultag beendet und ich bin ein wenig durch Kapstadt gelaufen, um den Kopf wieder frei zu bekommen und die Probleme zu sortieren. Wohnung ist nix, die Klasse scheint nicht mein Level zu sein und Anschluss innerhalb der Schule (geschweige denn in der Gastfamilie) zu finden wird auch schwer.
An dieser Stelle möchte ich dann mal die liebe Linda zitieren:
„Wenn einem die Scheiße bis zum Hals steht -
bloß nicht den Kopf hängen
lassen!“
Ich also ins nächste Internet-Cafe und mich auf die Suche nach neuen Unterkünften gemacht. Danach werde ich dann schauen, ob es nicht noch eine andere Klasse für mich gibt und andere Leute kennen lernen sollte ja auch nicht so schwer sein. Aber eines nach dem anderen.
Der Abend war dann doch noch etwas versöhnlich. Die Lage ist sehr nett (der Apartment-Block ist gaaanz links im Hintergrund auf dem Foto). Mitten in Sea Point (viele Shops, Cafes und Restaurants in der Nähe) und nur 200 m vom Meer entfernt.
Die Familie ist zwar zurückhaltend und nicht gerade als Quasselstrippen zu bezeichnen, dafür aber sehr nett. Wahrscheinlich müssen die sich auch erst einmal an mich gewöhnen.
Und zum Abschluss des Tages hat dann Grandma auch noch für mich gekocht. Irgendetwas typisch Afrikanisches. Und ehrlich gesagt, aufgrund es ganzen Tages, der räumlichen Umgebung und des undefinierbaren Etwas auf meinem Teller, war ich mir nicht sicher, ob ich auch
nur einen Bissen runterkriegen würde.
O.k., Reis kannte ich. Auch Mais habe ich schon mal gesehen. Aber nicht so zubereitet. Und dann war da noch etwas ganz komisches. Irgendwas mit Linsen und noch einer weißen Zwischenschicht und mit etwas gelben überbacken (ich schätze mal Käse).
Aber dann hab eich mir doch einen Ruck gegeben und probiert. Getreu dem Motto meiner Oma „Man muß nicht viel essen, man muß nur von jedem etwas essen“.
Also tief durchatmen und durch!
Und was muß ich sagen … es war richtig lecker!
Fazit des ersten Tages:
Willkommen in Afrika!
Kapstadt besteht nicht nur aus Luxus, so wie ich es immer im Urlaub als Tourist kennen gelernt habe. Es gibt da wohl auch noch ein anderes Kapstadt. Und genau das wollte ich ja auch kennen lernen und habe mich deshalb für eine Gastfamilie entschieden. Der erste Tag war zwar hart, aber ich werde jetzt erst einmal alles locker angehen lassen und den Dingen eine Chance geben. Werde jetzt nicht überstürzt eine neue Unterkunft suchen, sondern mich in Ruhe umschauen. Vielleicht wird ja alles gut. So wie beim Abendessen.